Antje Görner | Transition Notes
Opening Oct 3rd 2025
Show
Transition Notes
In the exhibition Transition Notes artist Antje Görner presents new works created in Spring–Summer 2025, in which processuality emerges as the foundation of her artistic method and as an integral part of her lived experience. In her recent works, Görner explores time and form as states that never reach final completion, since it is the artist herself who senses the moment of closure and accepts it as an inseparable part of the creative process. The making of a painting here is not linked to the direct execution of a sketch or the enlargement of a predetermined image, but arises as a processual act to which Antje returns again and again, both in her life and in her artistic practice, and it is precisely this possibility of returning that becomes the most valuable dimension of her work.
The exhibition presents two new pieces without figurative elements, where the composition is built on a bright, linear, and fluid accent of fluorescent pink, marking a shift towards sensitive abstraction in which color and line operate as energy rather than form. Alongside them, an earlier group of works is shown, where figurative elements—appearing through layers of line and stain—are connected to explorations of femininity and the emergence of images within spontaneous, linear structures. These paintings resonate more darkly, with a denser tonal presence, allowing the viewer to encounter the inner tensions of her search. This trajectory then leads Görner to oil painting, which reshapes her relationship with the medium: the works become lighter in tonality, enriched by a chromatic interplay of green and its many variations—from cold to warm, from saturated to transparent—thus extending the depth of her painterly language. The presentation also includes works on paper, where the artist explores an unmixed technique and employs scratching as a method, carving lines and textures into the surface to generate additional relief and material depth.
Together these bodies of work articulate a cycle where phase, point, and transition operate not only as words but as principles of Görner’s artistic language. Phase is perceived as duration, where soft layers of color create expanses of contemplation and rhythm. Point becomes a symbol of concentrated intensity, appearing in a flash of color or sharp gesture that gathers attention into a single knot. Transition arises in between, carried by the line that connects and separates, turning pause into movement and opening the possibility of new perception.
In this rhythm one can sense an affinity with Beckett’s literary practice, where silences and pauses hold equal weight with words, and where unfinished states are not a lack but a source of meaning. Görner’s works similarly resist definitive closure and remain open to continuous interpretation, transforming incompleteness into the essence of expression. On a broader level, the series phase. transition. reflects the artist’s larger goal: to continue being a painter, to approach time not only as a subject of reflection but also as a form of self-management and independence. Each work thus becomes an autonomous interpretation of ideas and content, affirming Görner’s practice as one of presence, resilience, and renewal.
Transition Notes
In der Ausstellung «Transition Notes» präsentiert die Künstlerin Antje Görner neue Arbeiten, die im Frühjahr–Sommer 2025 entstanden sind und in denen Prozessualität sowohl zur Grundlage ihrer künstlerischen Methode als auch zu einem wesentlichen Bestandteil ihrer gelebten Erfahrung wird. In ihren jüngsten Werken untersucht Görner Zeit und Form als Zustände, die niemals eine endgültige Vollendung erreichen, da allein die Künstlerin den Moment des Abschlusses spürt und ihn als untrennbaren Teil des kreativen Aktes akzeptiert. Malerei ist hier nicht mit der direkten Ausführung einer Skizze oder der Vergrößerung eines vorgefertigten Bildes verbunden, sondern entsteht als prozessualer Gestus, zu dem Antje immer wieder zurückkehrt – in ihrem Leben ebenso wie in ihrer Praxis. Gerade diese Möglichkeit der Rückkehr wird zur wertvollsten Dimension ihrer Arbeit.
Gezeigt werden zwei neue Werke ohne figurative Elemente, in denen die Komposition durch einen leuchtenden, linearen und fließenden Akzent von fluoreszierendem Pink bestimmt wird. Diese Arbeiten markieren eine Hinwendung zur sensitiven Abstraktion, in der Farbe und Linie als Energie und nicht als Form wirken. Daneben wird eine frühere Werkgruppe vorgestellt, in der figurative Elemente – sichtbar durch Schichten von Linien und Flecken – mit der Erforschung von Femininität und den Erscheinungen von Bildern verbunden sind, die innerhalb spontaner, linearer Strukturen entstehen. Diese Gemälde klingen dunkler, dichter im Ton und ermöglichen dem Betrachter eine Begegnung mit den inneren Spannungen ihrer Suche. In ihrer weiteren Entwicklung wendet sich Görner der Ölmalerei zu, was ihr Verhältnis zum Medium grundlegend verändert: Die Arbeiten werden tonaler leichter, während in der Palette zunehmend die Kombinatorik von Grün und seinen Nuancen – von kalt bis warm, von gesättigt bis transparent – sichtbar wird. In der Ausstellung sind außerdem Arbeiten auf Papier zu sehen, in denen die Künstlerin mit einer ungemischten Technik arbeitet und die Methode des Scratchings einsetzt: Das Einritzen der Oberfläche schafft zusätzlichen Relief und verleiht der Wahrnehmung eine materielle Tiefe.
Alle diese Werkgruppen fügen sich zu einem Zyklus, in dem Phase, Punkt und Transition nicht nur als Worte, sondern als Prinzipien der künstlerischen Sprache von Antje Görner wirksam werden. Phase wird als Dauer erfahren, wenn weiche Farbschichten Räume der Kontemplation und des Rhythmus eröffnen. Punkt erscheint als Symbol konzentrierter Intensität, sichtbar in einem Farbausbruch oder einem scharfen Akzent, der die Aufmerksamkeit in einem Knoten bündelt. Transition entsteht dazwischen: Sie wird von der Linie getragen, die verbindet und trennt, die Pause in Bewegung verwandelt und die Möglichkeit einer neuen Wahrnehmung eröffnet.
In diesem Rhythmus zeigt sich eine Nähe zur literarischen Praxis Becketts, in der Pausen und Schweigen ebenso viel Gewicht haben wie Worte und in der unfertige Zustände nicht Mangel, sondern Quelle des Ausdrucks sind. Gorners Werke entziehen sich ebenso einer endgültigen Fixierung und bleiben offen für fortwährende Interpretation, wobei Unabgeschlossenheit zur Essenz des Sinns wird. Im weiteren Sinne spiegelt die Serie «Phase. Transition.» das größere Ziel der Künstlerin wider – weiterhin Malerin zu sein, die Zeit nicht nur als Thema der Darstellung, sondern auch als Praxis der Selbstorganisation und der unabhängigen Wahl zu begreifen. Jedes Werk wird so zu einer autonomen Interpretation von Ideen und Inhalten und bekräftigt Gorners Kunst als Praxis der Präsenz, der Beständigkeit und der Erneuerung.

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