Antje Görner | Transition Notes
Transition Notes
In music, a transition is a passage that connects two different sections, movements, or ideas, ensuring a flow rather than an abrupt shift. In the exhibition Transition Notes, artist Antje Görner presents new works created in Spring–Summer 2025, in which processuality emerges as the foundation of her artistic method and as an integral part of her lived experience. In her recent works, Görner explores time and form as states that never reach final completion, since it is the artist herself who senses the moment of closure and accepts it as an inseparable part of the creative process. The making of a painting here is not linked to the direct execution of a sketch or the enlargement of a predetermined image, but arises as a processual act to which Antje returns again and again, both in her life and in her artistic practice, and it is precisely this possibility of returning that becomes the most valuable dimension of her work.
The exhibition presents two new pieces without figurative elements, where the composition is built on a bright, linear, and fluid accent of fluorescent pink, marking a shift towards sensitive abstraction in which color and line operate as energy rather than form. Alongside them, an earlier group of works is shown, where figurative elements—appearing through layers of line and stain—are connected to explorations of femininity and the emergence of images within spontaneous, linear structures. These paintings resonate more darkly, with a denser tonal presence, allowing the viewer to encounter the inner tensions of her search. This trajectory then leads Görner to oil painting, which reshapes her relationship with the medium: the works become lighter in tonality, enriched by a chromatic interplay of green and its many variations—from cold to warm, from saturated to transparent—thus extending the depth of her painterly language. The presentation also includes works on paper, where the artist explores an unmixed technique and employs scratching as a method, carving lines and textures into the surface to generate additional relief and material depth.
Rather than a fixed statement, Transition Notes can be understood as a set of marginalia: observations, fragments, and pauses that trace the passage from one state to another. Together these bodies of work articulate a cycle where transitions are not resolutions but openings, allowing color, line, and gesture to remain fluid and alive. In this rhythm one can sense an affinity with Beckett’s literary practice, where silences and pauses hold equal weight with words, and where unfinished states are not a lack but a source of meaning. Görner’s works similarly resist definitive closure and remain open to continuous interpretation, transforming incompleteness into the essence of expression. On a broader level, the series Transition Notes reflects the artist’s larger goal: to continue being a painter, to approach time not only as a subject of reflection but also as a form of self-management and independence. Each work thus becomes an autonomous interpretation of ideas and content, affirming Görner’s practice as one of presence, resilience, and renewal.
Anna Galeeva (@anngaleeva)
Transition Notes
In der Musik bezeichnet eine Transition eine Passage, die zwei verschiedene Abschnitte, Sätze oder Ideen miteinander verbindet und für einen fließenden Übergang sorgt, anstatt einen abrupten Bruch zu setzen. In der Ausstellung Transition Notes präsentiert die Künstlerin Antje Görner neue Arbeiten aus dem Frühjahr–Sommer 2025, in denen Prozessualität zur Grundlage ihrer künstlerischen Methode und zu einem wesentlichen Bestandteil ihrer gelebten Erfahrung wird. In ihren jüngsten Arbeiten untersucht Görner Zeit und Form als Zustände, die niemals eine endgültige Vollendung erreichen, da allein die Künstlerin den Moment des Abschlusses spürt und ihn als untrennbaren Teil des kreativen Prozesses akzeptiert. Malerei ist hier nicht die Umsetzung einer Skizze oder eines vorgefertigten Bildes, sondern entsteht als prozessualer Akt, zu dem Antje immer wieder zurückkehrt – sowohl im Leben als auch in ihrer Praxis – und gerade diese Möglichkeit der Rückkehr bildet die wertvollste Dimension ihrer Arbeit.
Die Ausstellung zeigt zwei neue Werke ohne figurative Elemente, in denen die Komposition von einem leuchtenden, linearen und fließenden Akzent in fluoreszierendem Pink geprägt ist und die eine Hinwendung zur sensitiven Abstraktion markieren, in der Farbe und Linie als Energie und nicht als Form wirken. Daneben wird eine frühere Werkgruppe präsentiert, in der figurative Elemente – sichtbar durch Schichten von Linien und Flecken – mit der Erforschung von Femininität und den Erscheinungen von Bildern verbunden sind, die innerhalb spontaner, linearer Strukturen entstehen. Diese Gemälde sind dunkler und dichter im Ton und ermöglichen dem Betrachter eine Begegnung mit den inneren Spannungen ihrer Suche. Im weiteren Verlauf wendet sich Görner der Ölmalerei zu, was ihr Verhältnis zum Medium verändert: Die Arbeiten werden heller in der Tonalität, bereichert durch ein farbliches Zusammenspiel von Grün und seinen zahlreichen Variationen von kalt bis warm, von gesättigt bis transparent, wodurch sich die Tiefe ihrer malerischen Sprache erweitert. Zudem umfasst die Präsentation auch Arbeiten auf Papier, in denen die Künstlerin mit einer ungemischten Technik arbeitet und die Methode des Scratchings einsetzt: Das Einritzen der Oberfläche erzeugt zusätzliche Reliefs und verleiht der Wahrnehmung materielle Dichte.
Transition Notes versteht sich weniger als ein festgelegtes Statement, sondern vielmehr als eine Sammlung von Randbemerkungen: Beobachtungen, Fragmente und Pausen, die den Übergang von einem Zustand in den nächsten nachzeichnen. Zusammengenommen artikulieren diese Werke einen Zyklus, in dem Übergänge keine Abschlüsse, sondern Öffnungen darstellen, die es Farbe, Linie und Geste erlauben, fließend und lebendig zu bleiben. In diesem Rhythmus zeigt sich eine Nähe zu Becketts literarischer Praxis, in der Pausen und Schweigen ebenso bedeutungsvoll sind wie Worte und in der das Unvollendete nicht als Mangel, sondern als Quelle des Ausdrucks erscheint. Gorners Werke entziehen sich ebenso einer endgültigen Fixierung und bleiben offen für fortwährende Interpretation, wobei Unabgeschlossenheit zur Essenz des Sinns wird. In einem weiteren Sinn spiegelt die Serie Transition Notes das größere Ziel der Künstlerin wider: weiterhin Malerin zu sein, Zeit nicht nur als Thema der Reflexion, sondern auch als Praxis der Selbstorganisation und Eigenständigkeit zu begreifen. Jedes Werk wird so zu einer autonomen Interpretation von Ideen und Inhalten und bekräftigt Gorners Kunst als Praxis der Präsenz, der Beständigkeit und der Erneuerung.
Anna Galeeva (@anngaleeva)
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